Mustererkennung Wikipedia weiß, wie stabil ein Staat ist

Eine Website vergleicht, wie vernetzt einzelne Länder mit umstrittenen Wikipedia-Einträgen sind. Daraus lässt sich überraschend gut ableiten, wie stabil ein Land ist.

Die Internetseite zum Disputeindex der Heidelberger Forscher. Jeder kann sich hier den Index für beliebige Länder im Vergleich anzeigen lassen.

Die Internetseite zum Disputeindex der Heidelberger Forscher. Jeder kann sich hier den Index für beliebige Länder im Vergleich anzeigen lassen.

Forscher aus Heidelberg haben einen neuen Indikator für geopolitische Stabilität entwickelt. Ihr "Disputeindex" mutet auf den ersten Blick ein wenig skurril an: Er misst, wie oft von einem umstrittenen Wikipedia-Beitrag auf die Wikipedia-Hauptseite eines Landes verlinkt wurde. Aber der Index funktioniert. Er kann überraschend zutreffende Aussagen darüber treffen, wie es um die geopolitische Stabilität in dem betreffenden Land bestellt ist.

Ihr Verfahren stellen die Heidelberger Forscher jetzt im Fachblatt PlosOne vor. Als umstritten gilt ein Artikel auf Wikipedia ihrer Definition zufolge, sobald es um den Inhalt mindestens einmal Diskussionen gab. Sobald dann von mindestens 20 solcher umstrittenen Artikel auf die Hauptseite eines Landes verlinkt wurde, nahmen sie dieses Land in ihre Rangliste auf – die jetzt 138 Länder umfasst. Anhand der Zahl der verlinkten Artikel sowie der Diskussionen unter den Einträgen berechnet ein Algorithmus den jeweiligen Ranglistenplatz eines Landes.

"Die Auswertung zeigt, dass die Diskussionen in Wikipedia mit regionalen Instabilitäten weltweit korrelieren", sagt Russell. Länder wie Kanada, Deutschland, Schweden seien demnach sehr stabil, während der Kosovo, Südossetien und Abchasien als geopolitisch instabil angezeigt werden – schaut man auf den Index der Heidelberger.

Bei ihrem Index haben sich die Forscher von der biologischen Netzwerk-Forschung inspirieren lassen. In der Biologie speichern die Forscher Daten oft in Form von Netzwerken ab, beispielsweise zur Gruppierung von Proteinfamilien. "Und bei Wikipedia sind es eben die Artikel, die vernetzt sind", sagt Robert Russell, einer der Entwickler des Disputeindex. "Dabei macht es keinen Unterschied, ob wir ein biologisches Netzwerk scannen auf Moleküle, die mit Krebs in Verbindung stehen oder Wikipedia daraufhin, welche Seiten mit umstrittenen Artikeln verlinkt sind."

Allerdings gibt es bereits etablierte Indikatoren, die die geopolitische Stabilität eines Landes angeben: der World Bank Policy Research Aggregate Governance Indicator (WGI) for political stability und der Economist Intelligence Unit (EIU) political instability index zum Beispiel. Einmal jährlich werden sie aufgrund komplexer Datenerfassung und der Befragung von Experten errechnet.

Diese Indizes haben handfeste Konsequenzen für die bewerteten Länder: Sie werden bei wirtschaftlichen Entscheidungen zurate gezogen, etwa wenn es um die Sicherheit von Investitionen geht. Sie sind auch wichtig für die Frage, wie viel Entwicklungshilfe ein Land bekommt.

"Unser Disputeindex hat den Vorteil, dass er sich innerhalb von Minuten berechnen lässt. So lässt sich vor allem die Dynamik einer Entwicklung gut abbilden", sagt Russell. Zu diesem Zweck haben die Wissenschaftler eine Website entworfen, die die Veränderung exemplarisch über den Zeitraum von Januar 2007 bis Januar 2011 hinweg abbildet.

"Ein weiterer Vorteil ist, dass unser Index nicht so subjektiv ist. Er beruht nicht auf einzelnen Experten, sondern auf den Empfindungen mehrerer Menschen, die auf Wikipedia diskutieren", sagt Russell.

 
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Leser-Kommentare
  1. "Länder wie Kanada, Deutschland, Schweden seien demnach sehr stabil, während der Kosovo, Südossetien und Abchasien als geopolitisch instabil angezeigt werden"
    .
    Äh... und das wusste man nicht schon vorher...?

    Eine Leser-Empfehlung
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    • minhen
    • 20.07.2011 um 16:22 Uhr

    Sie haben den Artikel und die Forschungsarbeit nicht verstanden. Es geht um ein neues, skurril anmutendes, aber offenbar funktionierendes Verfahren, um die Stabilität von Staaten zu beurteilen. Noch mal: Es geht nicht um das Ergebnis dieser Demonstration, sondern um das neuartige Verfahren.

    das er einem sagt wie ein Land ist, sondern dass man daraus ableiten kann wohin es sich entwickelt.

    Besonders für Amerika wäre ich da sehr interessiert...

    • minhen
    • 20.07.2011 um 16:22 Uhr

    Sie haben den Artikel und die Forschungsarbeit nicht verstanden. Es geht um ein neues, skurril anmutendes, aber offenbar funktionierendes Verfahren, um die Stabilität von Staaten zu beurteilen. Noch mal: Es geht nicht um das Ergebnis dieser Demonstration, sondern um das neuartige Verfahren.

    das er einem sagt wie ein Land ist, sondern dass man daraus ableiten kann wohin es sich entwickelt.

    Besonders für Amerika wäre ich da sehr interessiert...

    • Salara
    • 20.07.2011 um 16:08 Uhr

    ist grau.

    Genau deshalb gibt es

    www.Guyana-wedocare.com

    • minhen
    • 20.07.2011 um 16:22 Uhr

    Sie haben den Artikel und die Forschungsarbeit nicht verstanden. Es geht um ein neues, skurril anmutendes, aber offenbar funktionierendes Verfahren, um die Stabilität von Staaten zu beurteilen. Noch mal: Es geht nicht um das Ergebnis dieser Demonstration, sondern um das neuartige Verfahren.

    • eeee
    • 20.07.2011 um 16:36 Uhr

    eifrig über Deutschland disputieren ...

    Reaktionen auf diesen Kommentar anzeigen
    • Ewok
    • 20.07.2011 um 17:15 Uhr

    Um zu beweisen dass Deutschland instabil ist oder wie?

    • Ewok
    • 20.07.2011 um 17:15 Uhr

    Um zu beweisen dass Deutschland instabil ist oder wie?

  2. Ich habe gerade mal ein wenig damit gespielt und eine interessante Feststellung gemacht ( wie ich finde ).

    Mir fiel auf, dass bei der einigen Ländern ( ich habe es bei den USA, Afghanistan, Irak und Saudi-Arabien gefunden ) ein sprunghafter Anstieg des Index-Wertes etwa Mitte September 2007 zu beobachten ist.
    Eine kurze Recherche ergab, dass am 14.09.2007, GW Bush, damals Präsident der USA, verkündet hat einen Teil der Truppen aus dem Irak abziehen zu lassen.

    Eine weitere Erforschung dieses Phänomens scheint mir sinnvoll...

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    und ich glaube Putin hat geheiratet an diesem Tag und in Deutschland wurde ein Tunnelsystem, das unter dem gesamten Land verläuft, fertiggestellt mit Zugängen bei allen Städten die mit G anfangen. Kann das denn Zufall sein? Eher nicht. Bitte nachforschen! Das hat bestimmt auch etwas mit den pinken Autos auf dem Mond zu tun.

    und ich glaube Putin hat geheiratet an diesem Tag und in Deutschland wurde ein Tunnelsystem, das unter dem gesamten Land verläuft, fertiggestellt mit Zugängen bei allen Städten die mit G anfangen. Kann das denn Zufall sein? Eher nicht. Bitte nachforschen! Das hat bestimmt auch etwas mit den pinken Autos auf dem Mond zu tun.

  3. und ich glaube Putin hat geheiratet an diesem Tag und in Deutschland wurde ein Tunnelsystem, das unter dem gesamten Land verläuft, fertiggestellt mit Zugängen bei allen Städten die mit G anfangen. Kann das denn Zufall sein? Eher nicht. Bitte nachforschen! Das hat bestimmt auch etwas mit den pinken Autos auf dem Mond zu tun.

    Eine Leser-Empfehlung
    Antwort auf "Interessant"
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    Wenn das Thema für Sie nicht interessant ist, hab ich ja durchaus Verständnis dafür. Aber dafür das Sie mich hier ohne Provokation oder erkennbaren Grund angreifen nicht.

    Schlechten Tag gehabt?

    Wenn das Thema für Sie nicht interessant ist, hab ich ja durchaus Verständnis dafür. Aber dafür das Sie mich hier ohne Provokation oder erkennbaren Grund angreifen nicht.

    Schlechten Tag gehabt?

    • Ewok
    • 20.07.2011 um 17:15 Uhr
    7. Weil?

    Um zu beweisen dass Deutschland instabil ist oder wie?

    Reaktionen auf diesen Kommentar anzeigen
    • eeee
    • 20.07.2011 um 17:38 Uhr

    wir können aber auch ein beliebiges anderes Land nehmen.

    • eeee
    • 20.07.2011 um 17:38 Uhr

    wir können aber auch ein beliebiges anderes Land nehmen.

  4. Es wär doch mal wesentlich interessanter, wie die Wikigenerierte Liste mit den beiden anderen im Vergleich abschneidet, ob es denn wirklich solche Übereinstimmungen gibt, oder man sich zu viel aus dem Zufall macht.

    Eigentlich schwer zu glauben, dass das funktionieren soll. Die Begründung und Erklärung habe ich allerdings nicht ganz verstanden. Was ist denn das, wenn auf eine Hauptseite verlinkt wird? Ich verstehe den Zusammenhang nicht. Ich nix capice.

    Eine Leser-Empfehlung
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    @Neunmal

    Die Forscher aus Heidelberg haben die Ergebnisse ihres Index bereits mit den bestehenden verglichen. Wenn Sie sich die Veröffentlichung anschauen (http://www.plosone.org/ar...), finden Sie auf Seite drei Grafiken, bei denen der Disputeindex jeweils gegen die bestehenden Indizes aufgetragen wird.
    Das ist ja gerade das überraschende: dass dieser etwas skurril anmutende Disputeindex zu ähnlichen Ergebnissen kommt, wie die geläufigen Indizes.

    @Neunmal

    Die Forscher aus Heidelberg haben die Ergebnisse ihres Index bereits mit den bestehenden verglichen. Wenn Sie sich die Veröffentlichung anschauen (http://www.plosone.org/ar...), finden Sie auf Seite drei Grafiken, bei denen der Disputeindex jeweils gegen die bestehenden Indizes aufgetragen wird.
    Das ist ja gerade das überraschende: dass dieser etwas skurril anmutende Disputeindex zu ähnlichen Ergebnissen kommt, wie die geläufigen Indizes.

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  • Von Gianna-Carina Grün
  • Datum 20.7.2011 - 14:24 Uhr
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  • Quelle ZEIT ONLINE
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